Deutsche Rollskimeisterschaft in Geyer
Zweimal Zielfotoentscheidung beim PSV Zittau

Am letzten Wochenende war unser Rollskiteam nach Geyer in das Erzgebirge gereist. Dort sollten die diesjährigen Deutschen Rollskimeisterschaften auf der Flachstrecke und im Sprint stattfinden.
In Geyer haben wir seit etwa 30 Jahren eine schöne Skirollerstrecke, herrlich im Wald angelegt. Ab und an wird auch mal ein Rollskiwettkampf auf dieser hoch anspruchsvollen Strecke durchgeführt. Allerdings ist diese Strecke für einen Rollskiwettkampf eigentlich nicht geeignet. Es ist auf gar keinen Fall eine Flachstrecke. Mit überhöhten, ausgebauten Kurven versucht man der hohen Geschwindigkeit entgegen zu wirken. Richtig gefährlich wird die zu 2/3 viel zu schmale Strecke erst, wenn sie regennass ist. Da kann man diesen Belag nur sehr schwer kontrollieren und es kommt zu vielen (schmerzhaften) Stürzen. Deshalb gab es im Vorfeld auch den einen oder anderen Redebedarf. Und es kam zu wenigen konstruktiven, aber zu vielen absurden Vorstellungen für die Zukunftsversion der Sportart Rollski.
Wir hatten aber an diesem Wochenende sehr viel Glück in Geyer. Bei herrlichem Herbstwetter und einer top gereinigten Strecke waren sehr gute Voraussetzungen für ein Rollskirennen geschaffen. Nur am ersten Tag gab es ein paar Stürze in der berüchtigten ersten Kurve, weil sie etwas feucht war. Auch die Einschränkung durch die zu geringe Streckenbreite beim Überholen am Anstieg kann man nicht verändern und muss diese erdulden. Aber dadurch gibt es eben Behinderungen von einzelnen Läufern, die sich am Ende der Rennen an der Platzierung auswirkt. Durch die schmale Strecke kommt es auch immer wieder zu spektakulären Zieleinfahrten. Man kann einfach nicht bis zum Ziel hin arbeiten, ohne dabei schwere Stürze zu provozieren. Und das ist ärgerlich, wenn du deshalb am Ende auf deine bessere Medaille verzichten musst oder auf Platz vier in das Ziel fährst, weil du gar keinen Endspurt mehr fahren kannst.
Wir waren mit sieben Läufern am Start. Ein ganz starkes Rollskiwochenende hatte unser frischgebackener Sachsenmeister Julius Graap. Am ersten Tag hatte er einen Lauf über 3 km mit Doppelstart. Da er als Letzter in seiner Altersklasse ausgelost wurde, konnte er sich gut an den Läufern vor sich orientieren. Er gewann seine Altersklasse vor seinem geyrischen Kontrahenten sicher. Auch am zweiten Tag beim Sprint hatte Julius die Nasenspitze vorn. Aber dort war es am Ende ganz knapp. Der Zielfotoentscheid brachte Julius den Sieg. Gratulation.  Für ihn war es allerdings noch kein Meisterschaftsrennen. Denn Deutsche Meisterschaften gibt es erst ab der AK 12. Alle Anderen von uns konnten aber um Edelmetall laufen.
Nachdem Charlotte beim Einlaufen von Runde zu Runde ihr letztjähriges Trauma (Sturz in voller Fahrt) aufarbeitete, kam sie immer besser in Fahrt. Ein Blick in die Startliste (22 TN AK 12-15w) ließ erahnen, dass es kein leichtes Rennen wird. Denn Charlotte als 12 jährige muss gegen 15 jährige Mädchen antreten. Aber uns nutzt kein Jammern. Denn von Jahr zu Jahr kehrt es die Älteren (zum Teil Sportschüler) dann aus der Meisterschaftswertung. Umso mehr konnten wir uns freuen, als dann Charlotte mit Platz sechs geehrt wurde. Am zweiten Tag beim Sprint wurde sie nach einem schussligen Fahrfehler Siebente. Aber nur ganz knapp hinter unserem Lausitzer Supertalent Joana Tutte, die allerdings ein Jahr älter ist, auf einer Sportschule trainiert und von Charlotte schon überholt war. In der Sachsencupwertung ihrer Altersklasse gewann Charlotte an diesem Tag die Goldmedaille. Glückwunsch.
Auch bei den Jungen in dieser AK hatten wir mit Jonas Große einen Debütanten, der am ersten Tag mit Platz 6 eine Meisterschaftsurkunde überreicht bekam. Jonas kam von Runde zu Runde besser auf dieser anspruchsvollen Strecke zurecht. Denn er startete zum ersten Mal in Geyer. Bruno Völkel wurde Siebenter mit nur einer Sekunde hinter Jonas. Am zweiten Tag sprinteten sich unsere Beiden mit Platz sieben und acht aus den Rängen. Aber Bruno wurde in der Sachsencup Wertung in seiner AK mit Silber belohnt. Gratulation.
Anton Völkel hatte es am ersten Tag bei den U18 jährigen ganz schwer. Da war kein Platz unter den ersten Sechs zu erreichen. Aber am zweiten Tag beim Sprint überraschte uns Anton mit Platz vier. Das war stark. Gratulation.
Levana Pihan war nach ihrem letzten Rennen in Oederan etwas verunsichert. Aber Levana hat trotz ihrem in der Corona Zeit aufgebauten Trainingsrückstand einen entscheidenden Vorteil. Sie kann sehr gut Rollski fahren und gleiten. Also muss sie nur ihren Stil bis ins Ziel durchhalten. Und das tat sie mit Bravour. Am ersten Renntag gewann sie die Silbermedaille bei der Jugend w AK 16- 18. Und am Sprinttag holte sie sich die Bronzemedaille. Damit war sie die erfolgreichste Teilnehmerin vom PSV Zittau mit zwei Meisterschaftsmedaillen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Gratulation.
In der Altersklasse Junioren geht es richtig zur Sache. Die jungen Männer schenken sich nichts. Vor allem starten dort  junge Männer, die bereits im Weltcup und im Europacup Erfahrungen gesammelt haben. Also herrscht vor dem Start mächtig Respekt vor den anderen Athleten. Franz hatte allerdings eine Woche vorher in Oederan ein herrliches Rennen gewonnen, was ihm Selbstvertrauen verleihen sollte. Das Einlaufen verlief gut und die Stimmung vor dem Start war ebenfalls sehr entspannt. Auch Franz war als Letzter seiner AK für den Prolog ausgelost worden.
Dann ging es los. 1,5 km lang ist eine Runde. Die Junioren müssen drei Runden im Prolog zurück legen. Das Rennen begann sensationell. In der ersten Runde kam Franz mit Bestzeit. In der zweiten Runde kamen drei Läufer mit der gleich schnellsten Zeit. Und in der dritten Runde hatte Franz leichten Rückstand auf Platz eins und zwei. Was war los? Mit schmerzverzerrtem Gesicht kam er ins Fahrerlager. Er bekam auf der linken Seite keine Luft und hatte einen Schmerz in der Brust. Hatte sich etwa ein Nerv eingeklemmt oder ein Muskel bei dem Sprint verletzt. Wir hatten eine Stunde Zeit. Aber es änderte sich grundlegend nichts an seinem Zustand. Er konnte im Hauptlauf vom Start weg nicht mehr das abrufen, was er die letzten Wochen im Training gezeigt hatte. Am Ende musste er auch noch seinen dritten Platz hergeben und ging somit medaillenlos aus dem Rennen. Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Am zweiten Tag gab es den Sprint mit zweimal einer Runde. Noch nicht ganz schmerzfrei, fühlte er sich aber wieder besser. Der Start beim Prolog war wie immer absolut explosiv. Aber es sollte wohl nicht sein an diesem Wochenende. Die neuen Leki- Spitzen hielten dem Start nicht stand. Spitze weg, Stock kaputt. Na, da haben die Stöcke mit ca. 30 km nicht lange gehalten. Am Anstieg konnte Franz dann den Stock wechseln. Doch die verlorenen Sekunden sind einfach weg. Im Hauptlauf konnte er aber noch einmal Revanche nehmen, da es bei den Junioren nur einen Heat gab.
Franz fühlte sich nicht optimal. Aber Wut und Enttäuschung trieben ihn an. Und nach der Hälfte der Strecke, am Ende des Anstieges kamen die drei Spitzenreiter genau hinter einander. Jetzt gab es nur noch eine Gerade zum Überholen und die schnelle Zieleinfahrt. Franz gelang es, sich von Position drei  an die Spitze zu schieben. Aber in der Zieleinfahrt musste er seinen schon greifbar nahen Meistertitel an den aus dem Windschatten kommenden Kilian Kober nach einem Zielgerangel und Zielfotoentscheid abgeben. Vizemeister ! Der Drittplatzierte Paul Schwär war sauer. Da die Strecke von der Breite her viel zu schmal ist, ist bei solch einem Zieleinlauf ein Angriff auf den Sieg gar nicht mehr möglich. Alle drei Athleten kommen innerhalb von ein paar Hundertstel Sekunden ins Ziel. Wenn er auch noch mit um den Sieg hätte kämpfen wollen, wäre es wohl zu einem spektakulären Sturz gekommen. Das wollte er vermeiden. Das Gedränge mit Franz und Kilian hatte ihm schon gereicht.
Aber es war eben kein fairer Zieleinlauf.
Damit sind die diesjährigen Deutschen Meisterschaften Geschichte.
Ich hoffe, dass sich im nächsten Jahr ein oder mehrere Vereine finden, die eine Meisterschaft mit den nötigen Rollskibedingungen anbieten können.
Ich möchte mich aber dennoch bei dem Skiverein von Geyer für diese Meisterschaften bedanken. Die Sportfreunde haben das Bestmöglichste aus den Gegebenheiten herausgeholt und eine sehr gut organisierte Meisterschaft geboten. Danke noch einmal für diesen Einsatz.

Sport Frei     V. Heinrich                                                               September 2021

Ergebnisse DM Flachstrecke, Ergebnisse DM Sprint, Ergebnisse Sachsencup

Bilder Tag 1, Bilder Tag 2, Bilder Jörg Völkel

PSV Zittau e.V. Abteilung Ski